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Elisabeths Rückkehr
Und dann kommt es zu einer zweiten Tragödie für Friedrich Nietzsche - seine Schwester, das `Lama´ kehrt 1893 aus Paraguay zurück und fängt sofort an Gift und Galle zu spucken. Das antisemitische Siedlungsprojekt 'Nuova-Germania' ist kläglich gescheitert, ihr Mann hat sich mit einem Selbstmord aus der Verantwortung gestohlen. Nun übernimmt sie instinktsicher die Herrschaft über das Werk ihres Bruders, dessen finanzielles Potential sie sofort begreift, sowenig sie geistig etwas davon versteht. Als erstes stoppt sie 1893 umgehend die Gesamtausgabe durch Heinrich Köselitz, fordert von ihm den Nachlaß ihres Bruders ein. Prophetisch die Worte, die Köselitz an Overbeck schreibt, daß Elisabeth 10 Jahre zu früh zurück gekommen sei. Mit intrigantem und an Beharrlichkeit kaum zu überbietendem Verhalten schafft es die Schwester, sich sämtliche Rechte und Einkünfte am Werk zu sichern. Die Mutter ist dem Tun der Tochter hilflos ausgeliefert. Anfang 1894 öffnet die Schwester im Erdgeschoß des Naumburger Wohnhauses - gegen den Willen der Mutter und der Freunde Friedrichs - das erste Nietzschearchiv. Während Nietzsche apathisch im ersten Stock vor sich hindämmert, übernimmt die Schwester die so folgenschwere Interpretationshoheit über das Werk und die Person Nietzsches. Sie nimmt demonstrativ wieder ihren Geburtsnamen an und verdunkelt nun als Elisabeth Förster-Nietzsche das Werk des Bruders: zunächst mit einer unlesbaren, vor Unverständnis strotzenden Biographie und noch mehr mit der von ihr geleiteten Herausgabe der Schriften und Briefen ihres Bruders. |
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